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AMORC Beilage Magazin 04|2015

| 11 | Diejenigen, die es gewagt haben, das Tor aufzustoßen und die Schwelle zu über- schreiten, haben das erlebt, was man „Erleuchtung“ nennen kann. Dieses Licht wird Geist und Herz in ihrem gegenwärtigen Leben begleiten und jenseits von Zeit und Raum für immer in ihrer Seele leuchten. Diese mystische Er- fahrung ist zugleich die fundamentalste und wunderbarste. Das zu öffnende Tor und die zu überschreitende Schwelle ent- sprechen selbstverständlich nur einer bestimmten Ebene der Wahrnehmung, die allerdings zu einem höheren Zustand führt, der schließlich in einer dauerhaften Bewusstseinserweiterung mündet. Dies kann beschrieben werden durch die Vorstellung, dass wir als Mensch in der Lage sind, mit Gott in Kontakt zu treten. Diese Art von Erfahrung kommt in unserer Kindheit häufig vor, doch die Gefühle, die dadurch erzeugt werden, ruhen für lange Zeit in der Verborgenheit unseres Herzens, um später wieder zu erwachen, oder auch nicht. Jeder Mensch ist ein Mystiker, ob er es weiß oder nicht. Und er ist in jedem Augenblick in der Lage, vor sich ein Tor zu finden, das ihn auf ein Feld grenzenlosen Bewusstseins führt. Diese oft unbewusste und unausgespro- chene Suche ist manchmal schwierig allein zu gestalten, auch wenn jedes Individuum per Definition für seine Entscheidungen, seine Gedanken, Worte und Taten selbst verantwortlich ist. AMORC-Mitglieder wis- sen das und haben daher entschieden, sich gemeinsam mit anderen dem glei- chen Ziel ihrer Reise anzunähern, unter dem Schutz desselben Egregors. In der edlen Rosenkreuzer-Schule gibt es weder Meister noch Schüler. Es gibt nur Männer und Frauen, die dasselbe Ideal teilen und die den Mut hatten, das Tor zu öffnen und voranzuschreiten. Sagt man etwa nicht, dass Einigkeit stark macht? Aufgrund Ihres eige- nen Lebensweges können Sie sich als Mystiker bezeichnen, weil ein Mystiker jemand ist, der in Harmonie mit seinem objektiven Bewusstsein, seiner Intuition und seinen Gefühlen lebt. Ein Mystiker zu sein, bedeutet nicht, vollkommen zu sein, sondern einfach, sich zunächst bewusst zu machen, was man tun muss, um vollkommen zu werden. Neben dem Gebrauch der objekti- ven Sinne wie Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Fühlen weiß der Mys- tiker auch andere Kräfte anzuwenden, andere Möglichkeiten zu nutzen und auf die innere Stimme zu hören. Wie wird jemand zu einem Mystiker? Welches Interesse hat dieser Mensch an Spiritualität? Welches waren die Fragen oder Gründe, die ihn zu einem Dialog mit Gott geführt haben? Dies kann die Folge von besonderen Um- ständen gewesen sein, die glücklich und angenehm gewesen mögen; meist aber ist es das Ergebnis von schweren oder gar tragischen Geschehnissen, die zu einer Änderung der Denkweise und Geisteshaltung geführt haben. Angst, Leid, Schmerz, Stress und Krankheit sind, genau wie die Liebe, Stimuli, die den Menschen umformen und sein objektives Bewusstsein vor- übergehend in den Hintergrund treten lassen. Unter diesen Umständen kann das Wunder geschehen, dass ein Feuer, das heilige Feuer, aus dem tiefsten Teil unseres Wesens aufsteigt und unsere Begeisterung, unsere schöpferische Kraft sowie unsere Sehnsucht nach Höherem befreit. Dies ist einer Geburt vergleichbar, denn nach der Zeit der Schwangerschaft kommt das Leben, die Erfüllung.

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