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13 Es ist dies eine Zeit, seit der das Rosenkreu- zertum eng mit der sog. Christlichen Qabalah verbunden ist, die sich insbesondere in der Zeit der Renaissance in Ihrem Kernzeitraum im 15. und 16. Jahrhundert entwickelt hatte. Die Wiedergeburt des antiken Denkens gab dieser Epoche ihren Namen und führte zur Überwin- dung des mittelalterlichen Menschenbildes von der sündhaften Natur des Menschen. Der Mensch wurde großartiger und erhabener, wurde als etwas Wertvolles betrachtet, als Mittler zwischen Himmel und Erde. Ein Zentrum war die Platonische Akademie in Florenz, wo unter der Schirmherrschaft von Cosimo de Medici herausragende Geister wirk- ten. Marsilio Ficino rief es aus: „Erkenne dich selbst, oh göttliches Geschlecht in menschli- cher Verkleidung!“ Ficino wandte sich intensiv den Lehren des alten ägyptischen Weisen Hermes Trismegistos zu, die in den Schriften des sog. Corpus Hermeticum enthalten waren. Sein Schüler Pico della Mirandola konnte nicht nur Griechisch, sondern auch Hebräisch und Arabisch und begann, die jüdische Qabalah zu ergründen. 1486 lud er alle Gelehrten nach Rom ein, um 900 Thesen zu diskutieren, in denen er die Übereinstimmung christlicher, antiker und jüdischer Geistestraditionen ver- trat, die grundlegende Einheit der Religionen. Papst Innozenz VIII. verbot dieses unerhörte Unternehmen und verbannte Pico, der als einer der bedeutendsten Humanisten der Renaissance gilt. Pico della Mirandola stellte den Menschen als ein selbständiges Wesen dar, das durch eigene Anstrengung und philosophisches Denken die Vollkommen- heit erreichen könne. Die Idee der Wiedergeburt der prisca theologia, der alten, ursprünglichen Gotteslehre, oder auch der philosophia perennis, der über alle Zeiten hinweg gültigen Philosophie, griff rasch und weit um sich. Die Entdeckung der Qaba- lah ermöglichte es den dafür empfänglichen Christen, deren geistige Kraftquellen zu nutzen und die jüdische mit der christlichen Tradition zu verbinden. Nach dem Verständnis seiner Anhänger war das Rosenkreuzertum seiner Zeit eine Form der auf das Evangelium bezogenen Christlichkeit, die sich auf die kraftvolle alte Philosophie stützte und die nach dem Erscheinen des Messias einer erweiterten bzw. erneuerten Interpretation bedurfte. Eine Schlüsselfigur in Deutschland war neben dem Abt Johannes Tritheim, latinisiert Trithemius und Cornelius Agrippa von Nettes- heim der in Pforzheim geborene Johannes Reuchlin, der auf einer seiner Italienreisen Pico und dessen Kreis gelehrter Männer be- gegnete. Reuchlins erstes qabalistisches Werk „De verbo mirifico“ – das Wunder wirkende Wort – erschien 1494, zwei Jahre nach der Vertreibung der Juden aus Spanien. 1517 veröffentlichte Reuchlin sein zweites qabalis- tisches Hauptwerk „De arte cabalistica“. Von besonderer Bedeutung erscheint, was Reuchlin über den Messias überliefert: Der Messias ist nicht nur ein Mensch, sondern zugleich eine göttliche Kraft; der Einzelne kann sich die Segnungen dieser messianischen Kraft durch innere Entfaltung und wachsende Erkenntnis aneignen. Simon Studion vollen- det 1604 seine „Naometria“, die Tempelmess- kunst. In ihr werden nicht nur die Geheimnise der heiligen Schrift erklärt, auch die der Natur und der Einheit der Schöpfung vom Beginn des Universums bis hin zur Regeneration des Men- schen und der Welt. Um 1600 erschien auch Heinrich Khunrath’s „Amphitheatrum aeternae“ in mehreren Ausgaben, 1619 die allegorische Darstellung des „Unsichtbaren Collegiums der Fraternitet R.C.“ von Theophilus Schweighard. Insgesamt waren nur wenige Jahre nach dem Erscheinen der Rosenkreuzer-Manifeste mit Beginn des dreißigjährigen Krieges die Bestre- bungen der Rosenkreuzer auf eine Reformation der Gesellschaft weitgehend zunichte gemacht, 1614 erschien in Kassel mit der Fama Fraternitatis das erste Manifest der Rosenkreuzer. Schauen wir daher im Jahr des Jubiläums des Erscheinens der „Fama“ 400 Jahre zurück; wir befinden uns Anfang des 17. Jahrhunderts in der ausgehenden Renaissance. Der Begriff Rosenkreuz wurde ab dem 16. Jahr- hundert gebraucht, als die Mystiker der Renaissance die Symbolmodelle der Rosenkreuzer in eine Form brachten, wie diese auch heute noch als Grundlage dienen. Nach dieser Überlieferung fand im 15. und 16. Jahrhundert ein großer Wertewandel statt, ähnlich wie man auch die heutige Zeit als einen Aufbruch in ein neues Zeitalter erahnen. In diese Epoche fiel das Bekanntwerden dieser uralten und zeitlosen geistigen Strömung unter der Bezeichnung Rosenkreuzer. DIE ROSENKREUZER VOR 400 JAHREN – VORDENKER ZWISCHEN RENAISSANCE UND AUFKLÄRUNG

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