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14 vor allem der Versuch, auf die „Häupter, Stände und Gelehrten Europae“ einzuwirken. Dennoch wurden die Bemühungen fortgesetzt. So ge- hörte Christian Knorr von Rosenroth zu einem Gelehrtenzirkel am Hofe von Herzog Christian August von Sulzbach. Hier fanden viele im Meer der konfessionellen Auseinanderset- zungen wegen ihres Glaubens Verfolgte Zuflucht, ganz im rosenkreuzerischen Geist der friedlichen Union der Religionen und Konfessionen. In Sulzbach wurde auch Gott- fried Wilhelm Leibniz in die Qabalah eingeführt, dieser universale Geist seiner Zeit, Philosoph und Vordenker der Aufklärung. Wichtiger jedoch als Personen und deren Geschichte ist die Aussage ihrer Schriften am Beginn des 17. Jahrhunderts, allen voran na- türlich die beiden Manifeste der Rosenkreuzer, die „Fama“ und die „Confessio“. Ein Kreis von Mystikern, der unter dem Namen „Tübinger Kreis“ bekannt ist, veröffentlichte die beiden Manifeste. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Autorenschaft, da die bis dato über Jahrhunderte nur mündlich tradierten al- legorischen Werke lediglich niedergeschrieben und daher anonym herausgegeben wurden. So handelt es sich bei der „Fama” um eine alle- gorische Darstellung des traditionellen Einwei- hungsweges der Rosenkreuzer. Zu einer Zeit, in der Europa von einer bislang nie dagewesenen Existenzkrise heimgesucht wurde, schien es erforderlich, die seit Jahrhunderten überlieferte Weisheit der Rosenkreuzer in symbolischer Sprache zu verbreiten und sicherzustellen, dass die Botschaft von entsprechend vorbereiteten Persönlichkeiten aufgenommen werden konnte. Der Ruf der Rosenkreuzer richtet den Blick auf die Bedingungen für eine Regeneration der Menschheit, um so das ersehnte Glück zu ermöglichen. Schauen wir also auf den Anfang des 17. Jahr- hunderts, kurz vor Ausbruch des grausamen dreißigjährigen Religionskrieges, der ein völlig zerstörtes Deutschland zurückließ. Als die Fraternität sich entschloss, diese „Fama“ zu drucken und an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, geschah dies zu einer Zeit, die eine Art Aufbruchsstimmung in sich barg. Die Reforma- tion hatte stattgefunden, die Menschen waren der ständigen Unterdrückung durch Kirche und Staat müde geworden und begehrten auf. In diese Aufbruchsstimmung mit all ihren Randerscheinungen platzte die Veröffent- lichung eines Rosenkreuzer-Dokuments hi- nein und rief zur allgemeinen Reformation des Geistes auf. Viele Wirkungen gingen da- von aus, und deren Nachhall erfolgt bis heute. Diese wurden jedoch abgeschwächt durch den Ausbruch des dreißigjährigen Religionskrieges, der die bis dahin blühende Kultur in den deut- schen Ländern zum Teil total vernichtete. Ehe diese „Fama“ im Jahre 1614 in Cassel gedruckt wurde, zirkulierte sie bereits seit ungefähr zehn Jahren als Handschrift in vielen Rosenkreuzer- Zirkeln im Süden Deutschlands. Als im Jahre 1615 weitere Rosenkreuzer-Schriften erschei- nen, und die „Fama“ auf Grund der großen Nachfrage immer wieder neu aufgelegt werden muss, wird in Cassel eine besondere Versamm- lung des dort seit ca. zehn Jahren bestehenden Rosenkreuzer-Kapitels durchgeführt, an der Vertreter aus vielen deutschen Landen teil- nehmen. Die historische Überlieferung spricht von Graf Moritz von Hessen-Cassel, einem der Bruderschaft angehörenden Landesfürsten, der diese Versammlung einberufen hat und zu der alle geladenen Gäste gekommen sind. Hier nur ein paar Namen: Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt, Markgraf Hans-Georg von Brandenburg, Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, Herzog Friedrich III. von Schleswig, Prinz Christian von Anhalt und viele, viele andere. Die Niederschrift der Begegnung berichtet auch von den besonderen Reden des Arztes Michael Maier, von dem Verleger De Bry und anderen, die besondere Achtung genossen. Auch das Haus Hessen-Butzbach, ein Mini- Fürstentum, war vertreten; und es wird von einem Arzt namens Daniel Mögling berich- tet, der unter dem Pseudonym Theophilus Schweighard viele Traktate über die Lehren der Rosenkreuzer geschrieben hat. Auf dieser großen, besonderen Versammlung soll über die weiteren Aktivitäten der Fraternität beraten worden sein. So wurden auch die sich in Vor- bereitung befindenden Anlagen zur Errichtung des „Gigantenschlosses“ besichtigt und für gut befunden. Das Gigantenschloss, ein die Landschaft weithin überragender Bau, wird auf seiner Spitze vom „Herkules“ gekrönt, der in vielen mystischen Manuskripten und Traktaten, auch in verwirklichten Bauten und Anlagen eine große Rolle spielt. Der Grundriss dieses Gigantenschlosses ist ein Oktogon, das einen Einweihungstempel der Fraternität enthielt und an das Grabmahl der „Fama“ erinnert. Moritz von Hessen, bereits durch sei- ne Vorgänger mit der Fraternität bekannt, war ein typisch rosenkreuzerischer Geist: vielseitig und immer zur Forschung bereit. Ihm wird der erste Theaterbau in Cassel zugeschrieben und auch die Gründung der Typographia Mauritania, in der auch die „Fama“ gedruckt worden sein soll, neben anderen von ihm selbst verfassten Schriften. Sein Plan, das Gigantenschloss zusammen mit den Kaskaden auszubauen, gelang ihm leider nicht. Der Ausbruch des dreisigjährigen Krieges legte alles lahm, was dem Fortschritt der Menschen und auch der Fraternität dienen sollte. Moritz von Hessen musste 1627 abdanken, da er sonst eine große Gefahr für die Stadt Cassel und das Land Hes- sen geworden wäre. Schließlich wurde alles, was die Fraternität unternommen hatte und was von ihr beeinflusst wurde, mit grausamer Gewalt beseitigt und unterdrückt. Die direkten Nachfolger von Moritz von Hessen hatten we- der ein Interesse an, noch ein Verständnis für die Fraternität, und so wurde die Bedeutung der mystischen Bemühungen von Graf Moritz auf vielen Gebieten nicht erkannt. Erst etwa 50 Jahre später hat Landgraf Carl von Hessen die mystischen Ideen des Moritz von Hessen wieder aufgenommen und weitergeführt. Die Zeit am Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts war eine Zeit, die mit unserer heutigen große Ähnlichkeiten aufweist. Es herrschte eine Art Aufbruchs- stimmung. Neue Kräfte zeigten sich bereits heraufschimmern und ebenso erstarkten auch die alten Kräfte, die einfach nicht loslassen wollten. Im alten, bekannten Teil herrschte eine durch und durch niedergedrück- te Stimmung, welche die damals herrschenden Schichten verbreiteten, weil sie aufgrund der Warnungen durch ihre „großen Geister” eine gewisse Ahnung von dem hatten, was kom- men würde. Aber nur wenige, die sich um die Zusammenhänge und das Zusammenwirken der Gesetzmäßigkeiten bemühten, wussten, dass eine einschneidende Änderung bevor- stand. So brachen einige auf, um in der neuen Welt, die man Amerika nannte, Fuß zu fassen und die Ideale zu verwirklichen, die in der alten Welt nicht in die Tat umzusetzen waren. In einer ähnlichen Zeit leben wir heute, wenn auch mit modernen technischen Einrichtungen und Kom- munikationsmitteln. Aber kaum gibt es mehr leeren Raum, auf dem man sich niederlassen und ein neues Leben beginnen könnte. Die Rosenkreuzer sind längst nicht mehr alleinige Mahnrufer; eine Reihe anderer Gesellschaften verkünden gar Untergang und Katastrophen in der nahen und nächsten Zeit. Doch hängt der Verlauf der weiteren Entwicklung auf unserem Planeten ganz vom Verhalten der Menschen selbst ab.

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