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7 (EIN) BLICK IN MYSTIK UND ORDNUNG DER KATHEDRALE VON CHARTRES So ist das Hervortreten der Schöpfung aus der Einheit des Seins für jegliches Erkennen, für jede Bewusstwerdung erforderlich, und die Welt der Schöpfung dient als Spiegel, sowohl für die Gottheit als auch für den Menschen. Folgen wir diesem hermetischen Grundsatz, „wie oben so unten“, so erscheint die untere, materielle Ordnung als ein Widerschein der oberen, geistigen Ordnung. Die Kathedrale von Chartres führt diese kosmische Ordnung anschaulich vor Augen und ermöglicht dem Menschen, in Harmonie mit ihr zu leben und sein Leben entsprechend auszurichten. Ein Leben außerhalb dieser Harmonie erscheint als nicht in Ordnung. Die Zeit der Gotik war eine Epoche der Verbildlichung einer christ- lichen Vorstellungswelt und bediente sich dabei in großem Umfang symbolischer und allegorischer Darstellungen. Lesen und Schreiben konnten die wenigsten, und auch der Zugang zu den überlieferten Zusammenhängen zwischen Natur, Mensch, Kosmos und Gott war nur wenigen „Eingeweihten“ vorbehalten. Im Bestreben, dieses Wissen den Menschen zu vermitteln, errichteten Baumeister ein Kunstwerk aus Stein, eine Kathedrale, in der alles vorhanden scheint, was den Menschen an seinen Selbstfindungsprozess erinnern sollte, um ihm so auf den Pfad der Erkenntnis zu verhelfen. Die Kathedrale wurde nach harmonischen Proportionen errichtet, nach den Regeln des Goldenen Schnittes, innen und außen ein harmonikales Werk aus Stein. Diese Widerspiegelung der kosmischen Ordnung in einem so großartigen Kunstwerk wie der Kathedrale von Chartres versetzt den Menschen auf eine nicht-alltägliche, höhere Ebene, wo er noch in Verbindung steht mit der verborgenen Seite. Die göttliche Ordnung der irdischen Welt wird so offenbar und dadurch persönlich erfahrbar. Bauwerke, die nach den Erkenntnissen der Heiligen Geometrie gebaut wurden, bleiben nicht umsonst jahrtausendelang erhalten, während andere Bauwerke eine deutlich geringere Standzeit aufweisen. In einem der Manifeste, die wir Rosenkreuzer studieren, steht Folgendes ge- schrieben: „Ein architektonisches Werk ist nur dann harmonisch, wenn es das Ergebnis zweier Einflüsse ist, des Ortes und der Geometrie. […] Die Schwingungsqualität von Bauwerken hängt von der Lage, vom Material, von der Geometrie und von der Arithmetik ab.“ „Hat die Kathedrale von Chartres ein Geheimnis?“ so eine häufig gestellte Frage. Nein! Das, was als Geheimnis bezeichnet wird, liegt offen, ist für jeden erkennbar, für jeden sicht- und lesbar, wenn er gelernt hat, die Symbolik und die Allegorien mystisch zu deuten. In der Heiligen Geometrie liegen die kosmischen Gesetze zum Aufbau des Universums verborgen. Der Kosmos entfaltet sich aus der harmonischen Einheit Gottes, hinein in die Welt der Schöp- fung, des Gegenübers und der Bewusstwerdung. Der Gedanke Gottes, anschaulich gemacht in geometrischen Formen, so er- scheint die Kathedrale als sichtbare Materie. Als Menschen haben wir die Möglichkeit, aus unserer irdischen Daseinsform heraus eine Verbindung zum Geist, zum Unbewussten zu schaffen, und uns so eine Pforte zum Höheren, dem Kosmischen Bewusstsein zu erschließen. Als Ziel des Menschen gilt, individuell wie kollektiv, eine Verbindung zur kosmischen und darüber hinaus zur göttlichen Welt aufzubauen. Hierzu ist es erforderlich, ein Gebäude, einen Tempel zu errichten, einen Raum, in dem diese Verbindung zustande kommen kann. Als ein solcher Ort, ein Gebäude, das dem Menschen die Anbindung an die höhere Welt ermöglicht, sollte diese erhabene mystische Kathedrale gesehen werden. Ein Bindeglied zwischen dem Oben und dem Unten, eine Basis für ein geistiges Gebäude, in dem sich das Bewusstsein des Menschen erheben kann, um seine Persönlichkeit zu veredeln und in dieser unteren Welt als Agent des Schöpfers zu wirken. Alle spirituellen Traditionen lehren, dass die Schöpfung dual aufgebaut ist. Schöp- fung ist somit quasi "Zweimachung" und alles hat sein Gegenüber, denn ohne dieses Gegenüber hätte nichts Bestand.

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