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41 Sie steigen in einen Aufzug, mit dem Sie noch nie zuvor gefahren sind. Wis- sen Sie, was Sie tun müssen, um nach oben zu kommen? Natürlich – der Grund dafür sind die Analogien: Der Aufzug funktioniert wie alle anderen Aufzüge. Alles, was wir wissen, setzen wir in Beziehungen und schaffen es dadurch, Ähnlichkeiten zu entdecken, uns im Chaos der Welt zurechtzufinden. Diese Ähnlichkeiten machen wir uns täglich und meist ganz unbewusst im Umgang mit Neuem und Fremdem zunutze. Schon im Prolog stellen die Autoren ihre Kern- these vor Augen: Analogien sind es, die das Denken des Menschen statuieren und konzipieren. Ohne die Fähigkeit des Gehirns zur Bildung von Analogien gäbe es somit kein Denken und keinen Menschen. Sobald ein Mensch etwas Neues entdeckt, vergleicht er es mit dem, was er schon kennt. Wir Menschen blicken uns um und erkennen Anknüpfungspunkte mit dem, was wir bereits gelernt haben. Wir suchen nach Analogien und so verstehen wir Zusammenhänge, ohne dass sie uns jemand erklären müsste. In den Analogien liegt für Douglas Hofstadter und Emmanuel Sander der Urquell unserer Kreativität. Nur durch sie finden wir uns in der Welt zurecht – und sind obendrein viel intelligenter als Computer. In diesem Buch treffen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft, Physik und Psycho- logie aufeinander. Douglas Hofstadter, brillan- ter Autor und Pulitzer-Preisträger wurde durch sein 1979 erschienenes und zum Kultbuch gewordenen Werk "Gödel, Escher, Bach – ein endloses Band" bekannt; Emmanuel Sander ist Psychologe, Philosoph und Mathematiker. Die beiden haben ihr Buch gleichzeitig in amerikanischem Englisch und in Französisch veröffentlicht. Das macht Sinn, da sich vieles in diesem Buch mit Sprache beschäftigt. Die Übertragung ins Deutsche durch Susanne Held ist weit mehr als eine reine Übersetzung, ein drittes Buch, das unzählige Beispiele aus der deutschen Sprache verwendet. Die Autoren nehmen uns mit in die Welt der Sprache und des Geistes und zeigen, warum Gedanken ohne Einfluss der Vergangenheit undenkbar sind. So ist das Gehirn pausenlos bemüht, sich mit Hilfe des Alten und Bekann- ten das Neue und Unbekannte zu erschließen. Unter der Oberfläche des Bewusstseins fahndet das Gehirn ständig nach Überein- stimmungen in unserer Erinnerung. Frische Eindrücke gleicht es blitzartig mit früheren ab. "Die Kunst dieses superschnellen, zielsicheren Abrufs von Analogien ist in der Tat alles an- dere als eine Aktivität, die mit Denken nichts zu tun hat – sie ist das Herz des Denkens." Analogien integrieren die Vergangenheit und werden von dieser geprägt; dennoch sind alles andere als starr, sie entwickeln und ent- falten sich stetig, ohne ein abgeschlossenes System zu bilden und so fließt immer wieder Flexibilität in das System. Wir schwimmen ununterbrochen in einem Meer kleiner, mittelgroßer und großer Analogien, die von täglichen Trivialitäten bis hin zu brillanten Einsichten reichen. Ein Buch, das beeindruckend aufzeigt, wie sehr der Mensch von seiner je eigenen Deu- tung, von seinen Erfahrungen, von seinen eigenen „inneren Bildern“ geprägt ist, wie sehr er die Welt nach diesen ordnet und wer- tet und wie wenig Einfluss „höhere Logik“ oder „sachgerechte Ableitungen“ ihn darin innerlich ins Wanken bringen. Das Herz des Denkens Douglas Hoftstadter und Emmanuel Sander Klett-Cotta Verlag 2014 ISBN 978-3-608-94619-2 783 Seiten | 34,95 EUR DieAnalogie

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