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AMORC Magazin 04|2015

31 zubereitet wurden. Neben Gemüse und Rohkostnahrung wurde auch Fleisch ge- boten. Eine Regel war Mäßigung in allen Dingen, so auch im Essen und Trinken. Man kannte keine Üppigkeit und keine Völlerei; Unersättlichkeit und Trunksucht waren ihnen fremd. Die Essener beteiligten sich selten an öffentlichen Erörterungen, und niemals nahmen sie an religiösen oder politischen Diskussionen teil. Wenn andere sprachen, waren sie meistens schweigsam, und Schweigen scheint ihr Motto gewesen zu sein. Im Gebrauch der Stimme waren sie wohlgeübt und gebrauchten die tönenden Laute so geschickt, dass sie durch Übung eine sehr sanfte Aussprache erlangten, sogar in gewöhnlicher Unterhaltung. Aus diesem Grunde wurden sie oft die „sanft sprechenden Männer“ genannt. Es war ganz natürlich, dass die Essener infolge ihres gepflegten Körpers, ihrer sau- beren Kleidung und ihres ruhigen Auftretens anziehende Persönlichkeiten darstellten. Sie entwickelten eine so prächtige Aura, dass diese bei manchen Gelegenheiten auch Uneingeweihten sichtbar wurde und beson- ders die Juden verwirrte. Denn diesen war die Entwicklung des mystischen Wesens fremd, obwohl ihre eigene Religion und ihre Bräuche viele wunderbare mystische Geset- ze enthielten, die allerdings nicht praktisch ausgewertet wurden. Es war bei den Esse- nern üblich, dass sie sich, bevor sie ein Haus betraten, die Hände und Füße wuschen. Desgleichen reinigten sie sich auch vor einer Feier und vor ihrem täglichen Gebet. In ihren eigenen Häusern weilten sie oft vor dem Altar ihres Heiligtums oder verbrachten die Zeit mit dem Studium seltener Manuskripte und Bücher, welche unter ihnen gemäß dem Grade ihres Fortschritts zirkulierten. Sie waren außergewöhnlich erfahren in der Astrologie, der elementaren Astronomie, den Naturwissenschaften, der Geometrie, der elementaren Chemie und Alchymie, der vergleichenden Religionswissenschaft, der Mystik und den Naturgesetzen. Das Auftreten eines Arztes der Essener erregte meist großes Aufsehen unter dem Volke. Die Bewohner von Palästina waren an Heilmethoden gewöhnt, die mit Zauber- übungen und Beschwörungen in äußerst hoher Stimme, mit dem Vortrag seltsamer Formeln, mit Schlagen auf rohe Musikinstru- mente und dem Gebrauch starker Arzneien ausgeführt wurden. Die Essener hingegen sprachen in aller Ruhe zu ihren Patienten, benutzten bestimmte tönende Laute ohne irgendeine Formel und führten durch bloßes Auflegen der Hand die schwierigsten Hei- lungen aus. Oft forderten sie ihre Patienten auf, sich in die Stille ihres Heimes zurückzu- ziehen und zu schlafen, währenddessen die Heilung auf psychische Weise zustande ge- bracht wurde. Alle Essener-Brüder und die an der Vereinigung beteiligten Schwestern versprachen, ihre Kinder nach den Lehren und Grundsätzen des Essener-Glaubens zu erziehen und sie für die Organisation innerlich anzuregen und zu interessieren, bis sie das 12. Lebensjahr erreicht hatten. Dann mussten sie eine Probezeit bestehen, die bis zum 21. Lebensjahr dauerte. Die Frauen bekamen an ihrem 21. Geburtstag die außerordentliche Mitgliedschaft und behielten diese für ihr ganzes Leben, wenn sie sich durch entsprechende Führung wür- dig erwiesen. Am 21. Geburtstag wurden die Jünglinge zum ersten Ordensgrad zugelassen und erreichten den vierten Grad durchschnittlich im 30. Lebensjahr. Nur selten durfte ein Essener dem Volke predigen oder öffentlich Wunder tun. Wur- de diese Erlaubnis einmal erteilt, dann nur, um dem Wohle der Menschen zu dienen. Diejenigen unter der Essener-Bruderschaft, die die meisten Reinkarnationen durchlau- fen hatten und daher die Fähigsten waren, wurden zu Führern gewählt. Von Zeit zu Zeit wurde einer von diesen auserkoren, in die Welt hinauszuziehen und in einem anderen Land im Geiste der Bruderschaft zu wirken. Die Essener erwarteten die Ankunft eines mächtigen Heilands, der in der Gemein- schaft ihrer Organisation geboren werden und die Reinkarnation des hervorragendsten ihrer früheren Führer sein sollte. Durch ihr höchstentfaltetes Wissen und ihre innige psychische Fühlung mit dem Kosmos waren sie über kommende Ereignisse gut unter- richtet. Sowohl die Literatur der Essener- Bruderschaft als auch die vieler anderer Länder enthält Hinweise auf die Propheten der Essener. Besonders einer namens Menahim wurde dadurch berühmt, dass er die Herrschaft des Herodes voraussagte. Bei den Essenern war nur eine aufbauende und fördernde berufliche Tätigkeit erlaubt. Wir finden unter ihnen hervorragende We- ber, Zimmerleute, Landwirte, Weingärtner, Kaufleute und andere Vertreter von Berufen, die zum Nutzen und zum Wohle des Volkes beitrugen. Niemals aber waren in dieser Vereinigung Handwerker, die sich mit der Herstellung von Waffen befassten. Der Leser könnte den Eindruck gewinnen, als ob die Bruderschaft der Essener eine der Sekten Palästinas gewesen sei, weil sie von den Juden und von der Obrigkeit als Sekte bezeichnet wurde. Wir fanden die Essener in kürzlich entdeckten Urkunden häufig als eine der Sekten Palästinas charakterisiert. Es ist kennzeichnend, dass die Essener von den Juden mehr als religiöse denn als brüderliche oder mystische Vereinigung betrachtet wurden. Jedenfalls galten sie als eine Gruppierung, die im Gegensatz zu jüdischen Lehren und Bräuchen stand. Unter diesen Umständen war es verständlich, dass die Essener ihre Heimstätten in Ge- meinden errichteten, wo andere Anhänger ihrer Organisation lebten und wo sie die ihre Interessen fördernde nachbarschaftliche Freundschaft fanden. Die Essener waren keine Juden von Geburt, waren auch nicht blutsverwandt mit ihnen oder Anhänger der jüdischen Religion. Man betrachtete sie als Ungläubige. AIs solche finden wir sie in vielen heiligen Schriften, sogar in der christlichen Bibel, bezeichnet. DAS MYSTISCHE LEBEN JESU Dieses Buch bietet einen erstaunlichen Bericht über bekannte und weniger bekann- te Lebensabschnitte des großen Meisters Jesus. Auch sein Wirken nach der Kreuzigung ist beschrieben; sein Leben dauerte noch sehr lange an, wenngleich er nicht mehr in der Öffentlichkeit auftrat. Aktuellim AMORC-Verlag EINBLICK ISBN 978-3-925972-44-7 204 Seiten | 17,50 Euro www.amorc-verlag.de

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